David Weber, John Ringo: Das Bronze-Bataillon (March Upcountry, 2001) [Prinz Roger Band 1]. Bastei-Lübbe Sept 2005, ISBN 3-404-23284-4, aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ulf und Beke Ritgen, Paperback 12,6 cm x 18,6 cm, 731 Seiten, 9,95 Euro
Prinz Roger MacClintock ist der jüngste Sohn von Kaiserin Alexandra und damit Dritter in der Thronfolge des Kaiserreichs der Menschheit. Selbiges wird von den Saints, einer Art Kreuzung von fundamentalistischen Christen und Ökoterroristen, von außen sowie von zahllosen Intrigen von innen bedroht. Im Gegensatz zu seinen beiden Geschwistern ist Prinz Roger seiner Mutter nicht gerade eine Hilfe - er ist ein arroganter Geck, der viel zu sehr mit seiner ausgefallenen Garderobe und anderen Hobbys beschäftigt ist, als daß er wahrnehmen würde, was um ihn herum tatsächlich geschieht. Er wir von seiner Mutter auf eine ziemlich unbedeutende repräsentative Mission geschickt, doch der Antrieb seines Raumschiffs wurde sabotiert. Nun müssen er und eine Kompanie seiner Leibgarde auf einem Planeten notlanden, der von primitiven Eingeborenen bewohnt wird. Es ist ein weiter Weg zum von den Saints einhgenommenen Raumhafen, doch dessen Eroberung ist die einzige Möglichkeit, von Marduk zu fliehen. Doch der Weg führt durch Dschungel und Sümpfe mit vielen tödlichen Raubtieren, und die Eingeborenen sind sehr kriegerisch.
Der Roman benötigt sehr lange, um in Schwung zu kommen, aber die Geduld wird belohnt: Die Handlung wird spannend erzählt, und die wichtigsten Personen werden ausführlich charakterisiert. Es gibt auch eine Prise Humor, die sich allerdings nicht so recht zu entfalten vermag. Den Autoren gelingt es, recht unaufdringlich geschichtliche und soziologische Kenntnisse zu vermitteln, die man aber manchmal erst aus dem militärischen Pathos herauuspuhlen muß, der allenthalben (wie so oft in amerikanischer Military SF) verspritzt wird. Der an einigen Stellen exzessive Gebrauch von Fach- und Fremdwörtern ist dem Verständnis allerdings hinderlich.
Das bringt mich zum Hauptschwachpunkt des Buches: Die Übersetzung ist unglaublich schlampig durchgeführt. Es finden sich Sätze, die überhaupt keinen Sinn ergeben. Erst mehrmaliges Lesen und eine wörtlichen Übertragung ins Englische macht es mir möglich, den Sinn dieser Sätze zu erfassen. Die stellenweise Anhäufung von Frendwörtern macht auch stutzig: Wollten da die Autoren oder die Übersetzer mit ihrem Fachwissen prahlen? Für die Kombination aus unverständlichen Sätzen und Fremdwörterhäufung, kann ich mir aber noch eine weitere Erklärung vorstellen: Der Roman wurde von einem Übersetzungsprogramm übertragen und danach nur sehr oberflächlich durchgesehen. Dazu paßt auch die große Menge an Rechtschreibfehlern, die selbst für Bastei-Verhältnisse ungewöhnlich ist - allesamt Fehler, die von billigen Korrekturprogrammen nicht erkannt werden... Auch die vielen fehlgezündeten humorvollen Stellen halte ich für ein Übersetzungsproblem. Leider liegt mir das englische Original nicht vor, daher kann ich das nicht mit Sicherheit sagen Auf jeden Fall handelt es sich hier um die mit Abstand schlechteste Übersetzung, die mir bislang untergekommen ist. Das vermiest mir fast das Interesse an der Fortsetzung - dummerweise habe ich die schon gekauft.
Was ich vermisse, ist ein Personenregister. Durch die ständig unterschiedlichen Anreden fällt es mir sehr schwer herauszufinden, um wen es gerade geht. Auch wenn immer wieder Soldaten fallen, besteht eine Kompanie doch aus einer Menge Personen. Ein Personenregister wäre für mich eine große Hilfe. In seinen Romanen um Honor Harrington hat Weber immer ein Personenregister erstellt, hier aber leider nicht.
Fazit: Der Roman kommt nur langsam in Fahrt, wird dann aber doch noch gut. Die schlampige Übersetzung stört mich aber ungemein.
Copyright ©2006 Martin Stricker.
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Erstellt am So, den 12.03.2006 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am So, den 14.05.2006 um 22:01.