David Weber: At All Costs [Honor Harrington Band 11]

David Weber: At All Costs [Honor Harrington Band 11]. Baen 2005, ISBN 1-4165-0911-9, »Hardcover« mit billiger Leimbindung und Schutzumschlag 16,3 cm x 24,3 cm, 855 Seiten und CD-ROM, 26 US-Dollar

David Weber: At All Costs [Honor Harrington Band 11]. Baen Oktober 2007, ISBN 1-4165-4414-3, Taschenbuch 10,4 cm x 17,2 cm, 880 Seiten, 7,99 US-Dollar

David Weber: Um jeden Preis (At All Costs, Teil 1 2005) [Honor Harringtom Band 11, Teil 1]. Bastei-Lübbe 2006, ISBN 978-3-404-23305-2, aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Dietmar Schmidt, Paperback 12,5 cm x 18,7 cm, 652 Seiten, 8,95 Euro

David Weber: Auf Biegen und Brechen (At All Costs, Teil 2 2005) [Honor Harringtom Band 11, Teil 2]. Bastei-Lübbe 2006, ISBN 978-3-404-23309-0, aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Dietmar Schmidt, Paperback 12,5 cm x 18,7 cm, 608 Seiten, 9,95 Euro

David Weber: At All Costs [Honor Harrington Band 11]
David Weber: At All Costs [Honor Harrington Band 11] (paperback)
David Weber: Um jeden Preis (At All Costs, Teil 1) [Honor Harringtom Band 11, Teil 1]
David Weber: Auf Biegen und Brechen (At All Costs, Teil 2) [Honor Harringtom Band 11, Teil 2]

Im zweiten Krieg gegen Haven sieht es gar nicht gut für Manticore aus. Verteidigungsminister White Haven will die Achte Flotte wieder aufstellen, diesmal mit Admiral Harrington als Oberbefehlshaber. Da weiterhin zu wenig Schiffe für echte Offensiven zur Verfügung stehen und Haven immer wieder Raids auf kleinere Systeme der Allianz durchführt, soll Harrington nun Raids tief in havenitischem Gebiet durchführen. Zuvor aber muß Honor noch ein privates Problem meistern: Sie ist schwanger! Auf Haven erhält Präsidentin Pritchart Beweise dafür, daß die diplomatische Korrespondenz zwischen der Regierung High Ridge und ihr nicht auf manticoranischer, sondern auf havenitischer Seite gefälscht wurde. Unglücklicherweise sind Botschafter Grossclaude und Außenminister Giancola bei Unfällen verstorben - aber bei Grossclaude gibt es Anzeichen für einen Anschlag. Pritchart beschließt, erneut Friedensverhandlungen aufzunehmen. Königin Elizabeth III: nimmt widerwillig an und bestimmt Torch als Verhandlungsort (siehe »Der Sklavenplanet (Crown of Slaves) [Honorverse Band 1]«). Doch dann gibt es Mordanschläge auf Königin Berry und Honor Harrington, und Elizabeth befiehlt wutschnaubend die Wiederaufnahme der Kampfhandlungen. Doch die Anschläge wurden nicht von Haven begangen, eine dritte Macht zieht im Verborgenen die Fäden!

Weber legt erneut einen dicken Wälzer vor, der bei Bastei vermutlich wie schon »War of Honor« in »Ein neuer Krieg« und »Honors Krieg« in zwei Teilen erscheinen wird, ich kann mir schon denken, an welcher Stelle der Schnitt gemacht werden wird. Jedenfalls hatte ich eine ganze Weile gute Lektüre mit diesem Buch. :-)
Inzwischen sind beide deutsche Bücher erschienen. Der Schnitt wurde an einer anderen Stelle gemacht, die meiner Meinung nach nicht ganz so gut paßt. Warum Bastei-Lübbe das Originaltitelbild für keines der beiden Bücher verwendet hat, ist mir ein Rätsel - es ist viel schöner und stimmungsvoller als die nun verwendeten Bilder. Seltsamerweise hat auch Baen ein anderes Titelbild für die Taschenbuchausgabe verwendet. Mir gefällt nach wie vor das Titelbild des Hardcovers am besten.

Die Handlung wechselt ständig zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Mit wenigen gezielten Eingriffen gelingt es der dritten Macht immer wieder, die Friedensbemühungen Havens und Manticores zu vereiteln. Dabei gelingt es Weber leider nicht richtig, diese Intrigen glaubhaft darzustellen - ich hatte immer wieder den Eindruck, daß die Protagonisten nicht *so* blöd sein können und merken müssen, daß sie von Außen manipuliert werden. Ich hoffe, David Weber lernt aus weiteren Zusammenarbeiten mit Eric Flint, wie man so etwas richtig macht.

Auch die Stimmung des Buches schwankt zwischen den Extremen. »At All Costs« enthält die humorvollsten und lustigsten Szenen, die David Weber bislang geschrieben hat, aber gleichzeitig auch die traurigsten und schrecklichsten, vielleicht mit Ausnahme von Honors »Beerdigung« in »Der Stolz der Flotte (Echoes of Honor) [Honor Harrington Band 8]«. Der Leser wird durch ein Wechselbad der Gefühle geschickt, wie es bislang bei Weber nicht der Fall war. Gleichzeitig nutzt Weber wieder bestimmte Situationen, um ganz heimlich, still und leise ein wenig Kritik an unserer heutigen westlichen Kultur zu üben und Denkanstöße zu geben. Bestes Beispiel dafür ist die Lawine, die Honors Schwangerschaft lostritt. Ein ähnlich »moralischer« Aufschrei würde auch in unserer heutigen Welt erfolgen, vor allem von den Gegnern (die ja nur so tun, als wären sie besser). Die Lösung des Problems ist elegant (auch wenn ich schon im letzten Band daran gedacht habe), zukunftsweisend und bietet gleichzeitig eine sanfte, positiv vorgetragene Kritik an der römisch-katholischen Kirche.

Dies war das erste Buch von David Weber, das ich im englischen Original gelesen habe. Die Eingewöhnung hat recht lange gedauert, denn viele Dinge sind im Original anders bezeichnet als in der deutschen Übersetzung. Das zeugt von der hohen Qualität der deutschen Übersetzungen im Bastei-Verlag - der erste Übersetzer hat sich die große Mühe gemacht, all die Fachbegriffe vor allem aus der militärischen Sprache korrekt in die deutschen Fachbezeichnungen zu überführen, inklusive Abkürzungen. Glücklicherweise halten sich seitdem alle Übersetzer an diese Bezeichnungen.

Allein die beiliegende CD-ROM ist den Preis des Hardcovers schon wert. Sie enthält nämlich *alle* jemals von oder mit David Weber verfaßte Bücher in elektronischer Form zum Lesen oder Ausdrucken. Dabei sind nicht nur alle Bücher rund um Honor Harrington enthalten (inklusive der Anthologien), sondern auch Webers andere SF- und Fantasy-Romane bis zurück zu Webers Erstlings-Trilogie um den Mond der Meuterer (die demnächst auf Deutsch erscheinen soll). Einziger Wermutstropfen: Es ist nur »1633« von Weber und Eric Flint enthalten, der alleine von Flint geschriebene erste Band »1632« und der von Flint und Andrew Dennis geschriebene dritte Band »1634« fehlen bedauerlicherweise. Der große Vorteil elektronischer Daten ist natürlich die Durchsuchbarkeit: Jetzt muß ich nicht mehr umständlich in den Bänden suchen, sondern kann das schnell am Computer erledigen - das erleichtert die Recherche enorm!

Fazit: »At All Costs« ist der bislang komplexeste und beste Roman von David Weber. Die glaubwürdige Darstellung von Intrigen kann allerdings noch verbessert werden. Der Leser wird durch ein Wechselbad der Gefühle geschickt, der Spannungsbogen bleibt den ganzen Wälzer über straff gespannt. Unbedingt empfehlenswert für alle Freunde der militärischen Science Fiction!


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Erstellt am So, den 27.08.2006 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am So, den 18.11.2007 um 21:50.