Thomas Thiemeyer: Medusa

Thomas Thiemeyer: Medusa. Knaur 2004, ISBN 3-426-66152-7, »Hardcover« mit billiger Leimbindung mit Schutzumschlag, 18,90 Euro

Hannah Peters arbeitet bereits seit einigen Jahren eher erfolglos als Archäologin in der algerischen Sahara, als sie von einem Tuareg auf eine geheime heilige Stelle hingewiesen wird. Dort findet sie spektakuläre Felszeichnungen und eine Medusenstatue. Mit einem Team der National Geographic Society entschlüsselt sie die Inschrift unter der Statue und macht sich auf den Weg in den Niger, wo die Inschrift auf eine weitere Fundstelle hinweist.

Thiemeyer schreibt flüssig und vermag die Charaktere gut in Szene zu setzen. Die Informationen über archöologische Funde in den Saharagebirgen werden gut in die Handlung eingebaut, ohne daß das Buch belehrend wirkt. Es bereitet Thiemeyer allerdings große Mühe, einen Spannungsbogen aufzubauen. Das liegt nicht etwa an langweiliger Erzählweise, sondern daran, daß er immer sofort jedes Rätsel auflösen muß. Schlimmstes Beispiel ist der Klappentext, der fast das gesamte Buch vorwegnimmt. So bleibt dem Leser kaum etwas, über das er nachdenken kann oder über das er im Zweifel gelassen wird. Das kommt dem Roman nicht zugute und hat mich beim Lesen sehr gestört.

Es fällt mir schwer, dieses Buch in ein Genre einzuordnen. Vom Verlag wird es als »Mystery-Thriller« angepriesen. Auf der Website des Autors wird es als »Spannungs- und Abenteuerroman mit übersinnlichen Elementen« bezeichnet. Thriller und Spannungsroman passen schon mal nicht, da der Autor den Aufbau von Spannung immer wieder geschickt torpediert. Für Mystery ist der Roman nicht mysteriös genug. Es handelt sich wohl am ehesten um einen Abenteuerroman auf archöologischer Grundlage mit phantastischen, vielleicht eher esoterischen Elementen, welche hauptsächlich am Schluß auftreten. Aufgrund der Herkunft des Steins könnte man über die Zugehörigkeit zur Science Fiction diskutieren, ich persönlich bin aber der Meinung, daß es zur allgemeinen Phantastik gehört - für Science Fiction ist mir entschieden zuviel esoterischer Kram dabei. Von einigen Rezensionen her hatte ich das Buch zunächst für Horror gehalten, aber das trifft definitiv nicht zu.

Fazit: Das Buch eignet sich gut zum Lesen, einige Schwächen trüben allerdings das Bild, daher nur Mittelmaß. Der Autor vermag aber gut zu erzählen, so daß ich auf erheblich bessere Nachfolgeromane hoffe, die dann den Vergleich mit Andreas Eschbach wirklich verdienen. Das Zeug dazu hat Thiemeyer. Ich empfehle aber, mit dem Kauf des Buches noch zu warten, bis eine preisgerechte Taschenbuchausgabe erscheint - das derzeitige »Hardcover« ist nur ein aufgemotztes Taschenbuch (geleimt), für den Preis von 18,90 Euro erwarte ich eine anständige Fadenheftung.


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Erstellt am Sa, den 01.01.2005 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am So, den 14.05.2006 um 21:29.