Armin Rößler: Argona [Argona Band 3]. Nittendorf 2008, Wurdack Verlag, ISBN 3-938065-30-3, Paperback 12,9 cm x 19,4 cm, 215 Seiten, 10,95 Euro
Avram Barbieri ist ein Guer, er gehört einem von Menschen abstammenden Volk von Cyborgs an, das von seinen Mitgliedern verlangt, außerhalb des Heimatplaneten erfolgreich zu sein, meist als Söldner. Seit neuestem trägt er einen Murn, ein intelligentes symbiotisches Gespinst, an sich. Er muß sich beim Konzern Pagan als Söldner auf einem Explorationsscxhiff anheuern lassen. Im System eines Roten Zwergs mit unbewohnbaren Planeten wird sein Schiff vom Pyramidenschiff eines Argonauten angegriffen und stürzt ab - auf einen bewohnten Klasse-M-Planeten! Leroom Dahn ist ein Baudrel, der normalerweise in einer anderen Realitätsebene existiert, aber zur Fortpflanzung in unsere Realität wechseln muß und zu diesem Zweck den Körper eines Meurg übernommen hat. Der Argonom Aulden will nach seinem Kampf mit Entheete und dem Tod seiner Artgenossin Chrom zu seinem Heimatplaneten Argona zurückkehren, doch er landet wieder im Enthee-System, allerdings 1014 Jahre später. Dort trifft er auf den Ment Andrade und dessen Sohn Paul und stellt fest, daß sowohl Chrom als auch die gemeinsame Feindin Entheete überlebt haben.
Diese kurze Zusammenfassung des Buchbeginns zeigt bereits, daß sich »Argona« sowohl auf »Entheete« als auch auf »Andrade« unmittelbar bezieht. Es ist daher sinnvoll, beide Romane zuvor gelesen zu haben, die wichtigsten Ereignisse werden aber kurz rekapituliert. Ein erneutes Lesen der beiden Vorgängerbände nach den Erklärungen in »Argona« hilft dann, diese Bücher besser zu verstehen.
Wie schon in »Entheete« arbeitet Armin Rößler in »Argona« mit verschiedenen Zeitebenen, wärend »Andrade« geradlinig erzählt wurde. Im Vergleich zum ersten Teil ist die Verschachtelung der einzelnen Zeitebenen im dritten Band deutlich geschickter und virtuoser gelöst. Es gelingt dem Autor, das Interesse des Lesers zu wecken und aufrechtzuerhalten und außerdem einen starken, durchgehenden Spannungsbogen zu erzeugen. Dies war der erste Roman von Rößler, bei dem ich gern weitergelesen habe, ich habe ihn in einem Satz durchgelesen (gut, das war auf einem Flug in die USA, aber ich hätte jederzeit auf andere Lektüre ausweichen können). Ich stelle daher fest, daß sich die erzählerischen Fähigkeiten Armin Rößlers deutlich verbessert haben.
Auch im Schreibstil zeigen sich im Vergleich zu den Vorgängerbänden, insbesondere »Entheete«, deutliche Verbesserungen. Der Stil ist leider immer noch ziemlich trocken und distanziert, aber der Abstand zwischen Leser und Charakteren hat sich immerhin deutlich verringert. Ein bischen Humor hätte den Roman sicherlich aufgelockert, aber der fehlt leider völlig (oder er entgeht mir). Für mich verstärkt die Abwesenheit von Humor den trocken-distanzierten Erzählstil, der zu einem Markenzeichen Rößlers zu werden scheint.
Die Charakterisierung der Protagonisten ist weiterhin nicht besonders ausgeprägt, auch wenn sie sich im Vergleich etwas verbessert hat. Das Buch lebt von der schnell voranschreitenden und den Leser immer wieder überraschenden Handlung, die Protagonisten agieren kaum, die meiste Zeit reagieren sie nur auf die Situation, sie werden von der Handlung mitgerissen. Dadurch unterbleibt weitestgehend die genauere Betrachtung der Persönlichkeiten, die Entwicklung der Charaktere wird der Entwicklung des Spannungsbogens untergeordnet.
Armin Rößler gelingt es, dem Leser die von ihm entworfene Welt in ihrer Komplexität nahezubringen. Erst durch die Enthüllungen und Verbindungsknüpfungen in »Argona« werden einige in »Entheete« und »Andrade« bereits eingeführte Fakten verständlich und können in den Gesamtzusammenhang einsortiert werden. Dabei geht der Autor sehr geschickt vor und präsentiert zunächst einzelne Puzzleteile, bevor der Leser schließlich Stück für Stück aus ihnen das Universum zusammensetzen kann. Dabei gehören außer den drei Romanen auch noch drei Kurzgeschichten zum Zyklus: »Barrieren« aus »Überschuß« (2006) bildet die Vorgeschichte zu »Andrade«, »Das Gespinst« aus »Lotus-Effekt« (2008) erzählt, wie Avram Barbieri zum Murn gekommen ist, und »Cantals Tränen« aus »S.F.X« (2007) spielt im gleichen Universum und wird in »Argona« kurz erwähnt. Trotz dieser ineinander verzahnten Romane und Erzählungen ist jedes dieser Werke auch einzeln problemlos verständlich, da die wichtigsten Informationen jeweils knapp eingesreut werden.
Fazit: »Argona« ist der bislang beste Roman von Armin Rößler und ein würdiger Abschluß der gleichnamigen Trilogie (wenn nicht doch ein weiterer Teil erscheint). Das Buch ist spannend geschrieben, wartet mit einigen Überraschungen auf und fügt die in den beiden Vorgängerromanen bereits verteilten Puzzleteile zu einem stimmigen Ganzen zusamen. Leider ist das Buch recht trocken und distanziert geschrieben und die Protagonisten bleiben zweidimensional. Insgesamt durchaus empfehlenswert.
Copyright ©2008 Martin Stricker.
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Erstellt am Sa, den 15.11.2008 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am Sa, den 22.11.2008 um 23:47.