Olaf Kappel: Viking 10 [Future-Zyklus 1]. Books on Demand 2005, ISBN 3-8334-2727-2, Paperback 17 cm x 22 cm, 242 Seiten, 14,80 Euro
Der Nelianer 20OL02LI arbeitet auf dem Planeten Labu zusammen mit vielen anderen intelligenten Spezies in einem rigide kontrollierten Kastensystem. Als er im Museum bei einer außerweltlichen Sonde namens Viking 10 auf die weibliche Nelianerin 1103LARI trifft, beginnt er sich an ein anderes Leben auf einem anderen Planeten zu erinnern. Er macht sich mit Freunden auf die Suche nach Antworten, was seitens der Staatsmacht zu Gegenmaßnahmen führt. Dabei schlittern Olli und seine Freunde, ihren Verfolggern immer nur knapp voraus, in große politische Verwicklungen und finden schließlich ihre wahre Herkunft heraus.
Ein zugegebenermaßen nicht allzu aufregend klingender Plot. Der Autor versucht, Spannung aufzubauen, was ihm allerdings nicht so recht gelingt. Zwar werden die Helden um den Ich-Erzähler Olli von einer (fast) ausweglosen Situation in die nächste gescheucht, aber das Ganze wirkt eher planlos und nur um des Effekts wegen inszeniert - die Protagonisten stolpern hilflos durch die Handlung. Hinzu kommt der eher abgehackte Schreibstil - sehr kurze, schlichte Sätze, die, eher durch Komma denn durch Punkt getrennt, aneinandergereiht werden.
Handlung und Hintergrund der Geschichte bleiben verworren. Ich bin mir sicher, daß der Autor sehr klare Vorstellungen davon hat, es gelingt ihm nur leider überhaupt nicht, diese Informationen und vor allem den Zusammenhang dem Leser zu vermitteln. Vielleicht ändert sich das noch, der Zyklus ist immerhin auf 6 Bände angelegt. Vielleicht versucht der Autor, durch sparsame Informationspreisgabe die Spannung zu erhöhen. Zumindest bei mir funktioniert das nur bedingt - wird das Buch zu unverständlich, lege ich es weg und lese ein anderes. Ich habe allerdings eher den Eindruck, daß der Autor durchaus versucht, Zusammenhänge zu erklären, nur setzt er dabei Wissen voraus, über das er selbst verfügt, der unwissende Leser aber nicht. Hinzu kommt die konsequente Verwendung einer einzigen Perspektive, die des Ich-Erzählers Olli. Gut angewendet kann dies den Leser dazu bringen, sich mit dem Erzähler zu identifizieren, was hier leider am plumpen Stil scheitert. Der Nachteil ist aber, daß gleichzeitig ablaufende Handlungsstränge sowie Hintergrundinformationen, über die der Erzähler (noch) nicht verfügt, nur sehr schwer vermittelt werden können. Genau hier liegen die Schwächen des Buches.
Die Idee des Buches ist interessant, ihre Umsetzung allerdings nicht sehr gut gelungen. Ich hoffe, daß sich das in den weiteren Bänden verbessert. Ein weiteres Problem ist der wissenschaftliche Unterbau der Handlung - etliches steht in krassem Widerspruch zu heutigen Erkenntnissen. Als Naturwissenschaftler reagiere ich zugegebenermaßen recht empfindlich darauf, andere Leser wird dies sicherlich nicht weiter stören.
Fazit: Eine interessante Grundprämisse und ein Hintergrund, der vom Autor detailliert ausgearbeitet wurde, sind leider noch kein Garant für ein gutes Buch. Der Autor zeigt gute Ansätze, so daß ich auf bessere weitere Bände hoffe - wenn mehr über den Hintergrund preisgegeben wird, wird hoffentlich auch die verworrene Handllung dieses ersten Bandes verständlich. So kann ich das Buch leider nicht empfehlen. Hätte ich dem Autor kein ausführliches Feedback versprochen, ich hätte das Buch nach den ersten 100 Seiten Schonfrist weggelegt. Ich hoffe nur, daß mein Fazit nach weiteren Bänden besser ausfällt.
Copyright ©2005, 2006 Martin Stricker.
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Erstellt am Di, den 05.04.2005 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am Mio, den 19.04.2006 um 23:26.