Franz-Christoph Heel [Hrsg.], Dirk Bartholomä [Chefred.], Helmuth W. Mommers [Storyred.], Hannes Riffel [Lektor]: Space View (Jahrgang 2005). Heel-Verlag, ISSN 0949-8273, Zeitschrift mit Klammerheftung A4, je 80 Seiten, je 3,90 Euro
Ich beschränke mich hier ausschließlich auf die enthaltenen Kurzgeschichten. Die Zeitschrift enthält ansonsten Informationen und (nicht besonders tiefschürfende oder kritische) Besprechungen von TV-, Kino- und Buchproduktionen aus allen Bereichen der Phantastik. Der Jahrgang umfaßt auch das Ende Dezember 2005 erschienene Heft 1/2006 und enthält folgende Geschichten:
Bogumila Schneider ist ein Mauerblümchen und sucht online die wahre Liebe. Nach vielen Enttäuschungen findet sie schließlich Ali. Als sie ihn besuchen will, landet sie in der Zentrale einer Firma, die Ganzkörper-Transplantationen anbietet...
Was zunächst wie eine der üblichen viel zu vorhersehbaren Geschichten wirkt, erhält eine völlig unerwartete Schlußpointe und zeigt, wie skrupellos Firmen wirklich sind, wenns ums Geschäft geht! Gut erzählt.
Commander Ian Goodwin patrouilliert mit seinem Rettungskreuzer in einem Bereich des Asteroidengürtels, in dem immer wieder Schiffe verschwinden. Da gerät auch sein Schiff außer Kontrolle und schlägt auf einem Asteroiden auf.
Nette, gut geschriebene Pointenstory, die freilich nichts neues bringt. Gruber kann also auch noch ohne Ekelfaktor erzählen!
Die Frau eines reichen Politikers will mal wieder Klamotten einkaufen - da beschwert sich ihre neue Kreditkarte und weigert sich, die Schuhe zu bezahlen! Auf diese Weise will ihr Mann unnütze Geldverschwendung unterbinden. Dummerweise ist eine Freundin seiner Frau Programmiererin...
Erstaunlich, was Uwe Hermann aus dem wenigen zur Verfügung stehenden Platz herausholt! Uwe Hermann ist aufgrund seines herrlichen Humors immer eine Leseempfehlung, hier darf er zeigen, daß er auch auf kleinstem Raum noch hervorragend erzählen kann.
Pfarrer Heinrich Montanus flüchtet vor den Fleischern, die urplötzlich mit Raumschiffen über sein Dorf hergefallen sind. Sie töten alle Menschen und Tiere bis zu einer gewissen Größe und schaffen das Fleisch in ihr Raumschiff. Es gelingt dem Pfarrer, sich einige Zeit zu verstecken, aber dann spüren die Fleischer ihn auf.
Die eindringlichste Geschichte des Jahrgangs, die für meinen Geschmack ein wenig zu hart an der Grenze zum Horror liegt. Ich hoffe, daß diese Geschichte die Leser ein wenig zum Nachdenken anregt, denn die Aliens verhalten sich kaum schlechter als wir Menschen.
Technikerin muß miterleben, wie ihr Pilot zuerst ein Andockmanöver mit einer Raumstation versemmelt (die Raumstation wird dabei zerstört) und dann mittels Sprung in die Sonne Selbstmord begeht. Sie meint, sie hätte etwas von der Sonne her in die Station einschlagen sehen...
Nette Geschichte, aber die hysterische ich-Erzählerin nervt schnell. In diesem Fall bin ich dankbar dafür, daß die Geschichte nur sehr kurz ist... ;-)
Fazit: Der zur Verfügung stehende Platz von zwei A4-Seiten reicht nicht aus, um eine komplexe Kurzgeschichte abzudrucken. Die Geschichten sind daher alle ziemlich geradlinig und auf eine Schlußpointe ausgelegt, das einzige, was in dieser Kürze vernünftig funktioniert. Schaut man sich dann das Niveau des wenig tiefschürfenden und hauptsächlich auf Hochglanzphotos aufbauenden restlichen Inhalts der Zeitschrift an, wird klar, daß die hier gebotenen Kurzgeschichten ideal auf die Zielgruppe zugeschnitten sind. Das ist sehr wichtig, denn nur so steht zu hoffen, daß die Leser der Space View sich auf die Kurzgeschichten einlassen und so hoffentlich für das Lesen von SF-Literatur abseits von Romanen zu Fernseh- und Kinoereignissen interessiert werden. Daher ein großes Lob an Helmuth W. Mommers und Hannes Riffel für ihr Engagement!
Mit Abstand beste Geschichte des Jahrgangs ist »Der Mann in meiner Tasche« von Uwe Herrmann. Unbedingt lesen!
Copyright ©2006 Martin Stricker.
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Erstellt am So, den 26.02.2006 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am So, den 04.06.2006 um 12:08.