Michael Haitel [Hrsg.]: Inzucht und die denkbare Gesellschaft [SFCD Story Center 2010]. Murnau 2010: p.Machinery, ISBN 3-942533-13-8, auf 100 Exemplare limitiertes Paperback, 350 Seiten, 14,90 EUR
enthält (*: keine SF):
Die Geschwister Hannah (15) und Sven (16) Lifson erfahren in der Schule, daß der Einsatz eines Genvirus in einem lange zurückliegenden Krieg dafür verantwortlich ist, daß nur noch Geschwister Kinder miteinander bekommen können. Gleichzeitig erfährt Hannah, daß sie nun fruchtbar ist.
Einfühlsam und jugendgerecht erzählte Geschichte, die in schöner und behutsamer Sprache ausgebreitet wird. Leider liegt der Schwerpunkt auf der Gesellschafts*theorie*, Probleme wie drohendes Aussterben und genetische Gefahren der Inzucht werden kaum angerissen.
Dr. Herrmann erklärt Herrn Berner die Chronoretroetrie und zeigt dazu Bilder, die aus dem morphogenetischen Feld eines ca. 45.000 Jahre alten Neanderthalerskeletts gewonnen wurden.
Sehr kurze Geschichte, die eine der Theorien zum Aussterben der Neanderthaler darstellt, nämlich geringe Fortpflanzungsaktiität und keine Vermischung mit dem modernen Menschen. Dies spiegelt den Stand der Erkenntnisse zur Entstehungszeit der Geschichte 2009 wieder, die aktuellen Erkenntnisse zeigen jedoch, daß Europäer und Asiaten, nicht aber Schwarzafrikaner, etwa 4% Neanderthalergene in ihrer Erbsubstanz haben, es also eine Vermischung gegeben haben muß. Aber auch das tut dieser Geschichte keinen Abbruch, denn nachgewiesen ist nur, daß Neanderthaler, möglicherweise unter Zwang, in den modernen Menschen eingekreuzt wurden, eine Einkreuzung von modernen Menschen in die Neanderthalerpopulation ist nach wie vor nicht nachweisbar.
Ulca liebt Manam, doch der ist ein Säufer, also Nachkomme der Menschen mit Alkoholikergen, denen vor 500 Jahren die Schuld an Zusammenbruch und Atomkatastrophe gegeben wurde, eine Heirat ist also verboten.
Ordentlich erzählt trotz etwas abstruser Grundprämisse. Das Ende, falls man es als solches bezeichnen kann, ist reichlich blauäugig.
Ich-Erzählerin Regida ist eine Maldau, da sie Gedanken lesen und Dinge geistig bewegen kann, und wurde deshalb von ihrem Volk, den dunkelhäutigen, -haarigen und -äugigen Bakiri, verbannt. Deren Herren, die hellhäutigen, -haarigen und -äugigen Deledon, haben die gleichen Fähigkeiten wie die Maldau, jedoch viel stärker, da sie sie über viele Generationen gezielt gezüchtet haben. Durch Inzucht drohen sie jedoch auszusterben, daher werden einige Maldau-Frauen, darunter Regida, mit Deledon zwangsverheiratet. Doch auch unter den Deledon bleibt sie eine Außenseiterin, und längst nicht alle Deledon sind mit dem neuen Zuchtprogramm einverstanden.
Gut und einfühlsam geschriebene Geschichte über eine Kämpfernatur, die sich trotz aller Anfeindungen und Probleme nicht unterkriegen läßt. Psi-Fähigkeiten liegen mir eigentlich gar nicht, hier sind sie jedoch so gut in eine in sich stimmige Geschichte integriert, daß ich begeistert bin. Ein wenig sexistisch finde ich allerdings die Tatsache, daß nur Maldau-Frauen zwangsverheiratet werden, keine Maldau-Männer.
Straner soll als Agent für den rangkorischen Senator Francis Brighton herausfinden, wieso dessen Kollege und alter Weggefährte Tobey Richards plötzlich verschwunden ist und es nichtmalmehr Aufzeichnungen über ihn gibt. Möglicherweise besteht eine Verbindung zu einer vor 30 Jahren verschwundenen Handelsdelegation von Rangkor auf Zhid.
Thema verfehlt, Sechs, setzen! Es kommt zwar genau ein inzestuöser Akt vor, der ist aber von einer Seite unbewußt und hat nicht das geringste mit gesellschaftlichen Zwängen zu tun. Abgesehen davon liefert Matthias Falke eine interessante Zeitreisegeschichte, die mich ein klein wenig an "All you Zombies" von Robert A. Heinlein erinnert. Leicht getrübt wird das Ganze von der für Matthias Falke typischen überbordenden Suche nach ungewöhnlichen Vergleichen, wobei das bockende Pferd, das sich vor einer Schlange erschrickt, bis zum Exzeß wiederholt wird.
Der namenlose Ich-Erzähler befindet sich mit vielen eng blutsverwandten Personen der 3. Generation einer Zuchtlinie, wohl zur Intelligenzsteigerung, sowie der von außen kommenden Nina in einem zum Labor umgebauten Schloß. Wenn die Jugendlichen nicht gerade versuchen, die Welt zu retten, brechen sie aus ihrem Gefängnis aus.
Thema verfehlt, Sechs, setzen! Inzucht ist nur implizit aus Zuchtlinie und Verwandschaftsbezeichnungen zu erkennen und wird überhaupt nicht thematisiert. Da auch die externe Nina denselben hohen Intelligenzgrad erreicht, ist sie außerdem offensichtlich unnötig. Ansonsten bietet die Geschichte einen konfusen Mix aus Jugendstreichen und Allmachtsphantasien in einer krampfhaft auf Jugendlichkeit getrimmten Sprache.
Professor Stanley E. Okast wird während der Verleihung des Nobelpreises für Medizin, den er für den Sieg über Virusinfektionen mittels Verdrängung durch harmlose Varianten erhalten soll, festgenommen.
Raffiniert, rasant und spannend erzählte Geschichte, die zwar leicht am Thema vorbeischrammt, dies aber gekonnt und mit innovativen Ideen in Szene setzt.
Um die Überbevölkerung der Erde zu entlasten, soll von Cyborgs und genetisch gezüchteten Menschen eine Mondkolonie aufgebaut werden. Doch die Menschen finden heraus, wie sie ihren Geist in Computernetzwerke einspeisen können, was die Bevölkerung drastisch schrumpfen läßt. Die Mondkolonie wird vergessen...
Intelligent in Form eines Countdowns erzählte Geschichte, die Jugendlichkeitswahn und Unsterblichkeitswunsch gleich auf mehrere Arten beleuchtet. Leider ist die Art, in der die Menschen ihren Geist in Computer transferieren, unsinnig wie in viel zu vielen Texten ähnlichen Themas. Da diese Erzählung aber vor allem von den gesellschaftlichen Unterschieden auf Erde und Mond lebt, fällt das hier nicht so schwer ins Gewicht.
Bei der Erforschung von Canopus 3 für einen Außenposten findet die Besatzung der Lagana das Wrack der Cinderella, eines frühen Kolonistenschiffs, und Nachkommen der Überlebenden. Es stellt sich heraus, daß nur ein einziges Geschwisterpaar den Absturz überstanden hat, die Menschen also seit Generationen Inzucht betrieben haben - nach den Eugenikgesetzen der Militärdiktatur des Reiches ein todeswürdiges Verbrechen. Der Planetologe Doktor Joser kann das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren...
Gut erzählte Geschichte, die bis zum Ende nachvollziehbar bleibt und dadurch ein gutes Bild menschlicher Abgründe bietet.
Milaren-6, der genetisch unsterblich gemachte Klon von Faret Milaren, ist mit einem Erkundungsraumschiff auf einem unerforschten Planeten abgestürzt. Im Gepäck hat er Starterkulturen für 5.000 KEM (künstliche Ersatzmenschen), die über die Jahrhunderte hinweg inzwischen fast alle von ihm abstammen. Er hofft noch immer, daß die Heimatlosigkeit, letztes Großraumschiff der nun heimatlosen Menschheit, ihn findet und rettet.
Etwas abstruse Ausgangsparameter, doch die Geschichte ist gut erzählt und wirft am Ende ein völlig neues Licht auf die Erlebnisse sowie den menschlichen Expansionsdrang.
Nach gentechnischer Beseitigung der meisten Erbkrankheiten entwickelt sich Inzest zur Gesellschaftsnorm, um die Verbreitung von AIDS einzudämmen. Schließlich wird Exzest verboten. Daniel bringt nach einem Studiensemester in Hamburg seine schwangere Freundin Jenny mit nach Hause, ein Schock für die Familie und insbesondere seine Schwester Maria.
Sehr unglaubwürdiger Hintergrund, die Behauptung, Kindesmißbrauch gehe hauptsächlich von Bekannten, nicht Blutsverwandten aus, ist unrichtig (aber das wird von der Autorin möglicherweise beabsichtigt). Mir gefällt der stark geraffte und unpersönliche Erzählstil nicht besonders.
Meia ist von ihrem Bruder Katark schwanger, wie es vom Propheten Romank der Göttinen gefordert wurde, der durch Inzucht Kriege und den Raubbau an der Natur beendete. Doch seit einigen Generationen strafen die Göttinnen die Menschen in diesem Doppelsternsystem mit Krankheiten und Verkrüppelungen bei den Kindern.
Kurz, unklar und widersprüchlich. Die Friedensthese wird nicht weiter erläutert, auch nicht, was es mit den zwei Sonnen auf sich hat.
Die Studienfreunde Phanuel Padberg und Rimog Rheddenhurst vom Planeten Xuntus besuchen Ghostville, das ehemalige Happy Island auf der Erde, um ein wenig archäologische Forschung in der vor 246 Jahren evakuierten Siedlung zu betreiben. Doch sie finden Menschen vor...
Ziemlich konfus erzählt, die Jahresangaben schwanken erheblich (falls dies an teils irdischer, teils außerirdischer Zeitrechnung oder an einer Zeitreise liegt, wird dies nirgends erwähnt), und auch in der Handlung finden sich Brüche und Dinge, die sich nicht aus dem Kontext herleiten lassen. Der Sinn der Geschichte erschließt sich mir nicht, so er denn existiert. Die Tatsache, daß im Präsens erzählt wird, verschlechtert den Gesamteindruck nochmals deutlich.
Der Ich-Erzähler ist mit seiner Schwester Sandra in der CineBowl, wo Teile des Films direkt ins Gehirn eingespielt werden. Er räsoniert über die ewiggleichen, den Massengeschmack bedienenden Shows und ärgert sich über das Gesetz, das Sex zwischen den Geschwistern verbietet, da seine Schwester und er eigentlich Kinder hätten miteinander gehabt haben wollen.
Krampfhaft auf Jugendsprache getrimmter Erzählstil, bei dem statt »und« immer »&« verwendet wird. Thema verfehlt, Sechs, setzen! Abgesehen von Medienkritik hat diese Geschichte leider nichts zu bieten.
Alina ist für würdig befunden worden, Bruderschwester der dritten Familie des Bunkers zu werden. In einer Woche soll sie ihren Bruder Bertil heiraten. Ihr Cousin Kordan versucht sie zu vergewaltigen, also will sie sich bis zur Hochzeit im verstrahlten Draußen verstecken und hinterläßt bei ihrer jüngeren Schwester Cira einen Brief. Doch draußen gibt es Mutanten...
Packend geschriebene, wenngleich recht vorhersehbare Geschichte um eine in ihren Ritualen erstarrte postnukleare Gesellschaft. Ich hätte mir allerdings ein etwas anderes, noch konsequenteres Ende gewünscht und gern die Reaktion der Braut auf die zu einfach erlangte Trophäe gelesen.
Olahn soll seine Cousine Clora heiraten, doch er findet sie abstoßend. Am Phosphorsee trifft er eine wunderschöne Frau, doch er kann sich ihr nicht nähern, da sie so entsetzlich stinkt, und ihr ergeht es umgekehrt ebenso. Sein Vater erklärt Olahn, daß die Umwelt dieses Planeten über 40 Generationen den Geruchssinn derart verstärkt hat, daß nur noch Menschen der gleichen Zone, der gleichen Familie miteinander umgehen können.
Kurz, knackig, konsequent. Eine anrührend und mit poetischer Sprache erzählte Geschichte, die beweist, daß auch kurze Kurzgeschichten gut sein können. Dem Leser wird klar, daß auch ein anderes Ende hätte möglich sein können, doch das wäre möglicherweise letztlich schlimmer geworden.
Julanna hat sich in Jens-Anders verliebt. Es stellt sich heraus, daß er ihr vor langer Zeit von den Behörden den Eltern weggenommener Bruder ist. Das wäre prima, da sie sowieso innerhalb der Familie heiraten muß, um ihre Erbkrankheiten, unter anderem Verkrüppelung und zwanghaftes Lachen, nicht weiter zu verbreiten. Doch Jens-Anders ist ein Gesunder und somit Teil der unterdrückten Minderheit, der von der herrschenden Firma Gopplesoft jeder Umgang mit dem Großteil der Bevölkerung verboten wurde.
Romeo und Julia auf modern, leider genauso dämlich und sinnlos wie das Original (es sei denn, man sieht es als Sinn an, daß es am Ende ein paar Idioten weniger gibt - aufgrund des Kontexts hier durchaus möglich). Einziges Highlight ist die Verschwörungstheorie bezüglich Gopplesoft von Lawrentz Verkant.
Das irdische Frachtraumschiff Nanni empfängt den Notruf eines Mogonen-Raumschiffs. Widerwillig kommt Kommandant Kurt Adams der stehenden Order der Erdregierung nach, Mogonen Hilfe zu leisten. Sie bergen Rettungskapseln am Ort der Raumschiffexplosion, als ein anderes Mogonenschiff eintrifft und ihnen hilft. Es stellt sich heraus, daß jedes der riesigen Mogonenschiffe einen ganzen Clan beherbergt. Die einzige Sokata des verunglückten Clans ist tot, was diesen Clan zum Aussterben verurteilt, da er keine Nachkommen mehr aufziehen kann...
Eine hervorragend erzählte Erstkontaktgeschichte, bei der sich die Fremden als einerseits fremdartiger und andererseits ähnlicher erweisen, als es zunächst den Anschein hat. Die Zeichnung der Charaktere vernachlässigt der Autor leider so sehr, daß ihm die menschlichen sogar etwas durheinandergeraten - ist Christian nun der älteste oder der jüngste? Auch irrt die Crew (verständlicherweise) in der Definition der Mogonengeschlechter - die eigentlich reproduktiven Geschlechter sind die "männlichen" Mogonen mit aktivem (männlich) und passivem (weiblich) Sekrekt. Ob die Sokata eigene Erbsubstanz beisteuert, bleibt unklar, es wird zwar kurz erwähnt, aber nicht weiter erläutert, und stünde im Widerspruch dazu, daß ihr ein bereits weiterentwickelter Embryo übergeben wird. Dadurch würde sie zum Neutrum, was die Inzucht deutlich weniger extrem machen würde, sich durch völliges Fehlen externer Partner aber dennoch über die Generationen bemerkbar machen müßte. Das Ende ist konsequent, die Front der uneinsichtigen Mogonen erscheint durch das Angebot der einen Hebamme weniger unnachgiebig. Es wäre interessant zu sehen, wie sich der Kontakt zwischen Mogonen und Menschen weiter entwickelt.
Natascha soll ihren Cousin Brian heiraten, obwohl sie ihn nicht leiden kann, weil ihr Vater Johnson aufgrund alter Aufzeichnungen glaubt, daß das Virus, das aus Menschen tumbe, zombieähnliche Raubtiere macht, unter Verwandten nicht übertragen werden kann, nur unter Fremden. Vier fremde Gesunde kommen in die Nähe ihres Anwesens...
Eine sensibel erzählte Geschichte, die allerdings auf epidemiologisch falschen Grundprämissen beruht. Außerdem: Genre verfehlt, Sechs, setzen! Offenbar werden nach Vampiren und Engeln nun die Zombies modern. Die vorliegende Erzählung reiht sich in eine ganze Reihe anderer Bücher, Filme und anderer Medien ein, die den Horror-Stoff Zombie zu rationalisieren und somit der SF unterzujubeln versuchen. Immerhin ist diese Geschichte gut erzählt, aber Horror bleibt Horror, auch wenn ein bisserl Pseudowissenschaft hinzukommt.
Michael Haitels Verlag p.machinery läßt seine Bücher normalerweise von Books on Demand GmbH in Norderstedt bei Hamburg produzieren und ausliefern. »Inzucht und die denkbare Gesellschaft« bildet eine Ausnahme, da sich BoD geweigert hat, das Buch herzustellen mit der fadenscheinigen Begründung, das Buch könne dem Ansehen von BoD schaden. Auch auf gezielte Nachfrage des Verlegers gab es keine präzisere Auskunft, stattdessen wurde auf einen Gummiparagraphen im Vertrag verwiesen. Offenbar reicht bei BoD ein mißliebiges Schlüsselwort, um sich der Buchproduktion zu verweigern, und das, obwohl bei BoD jede Menge echter Schrott verlegt wird... Die vollständige Geschichte kann im SFCD-Forum nachgelesen werden. Das Ganze mag ja legal sein, meiner Meinung nach ist das Vorgehen von BoD aber auf jeden Fall moralisch ein Akt der Zensur, und damit hat sich BoD zumindest in Bezug auf mich mit ihrer fadenscheinigen Weigerung sehr geschadet. Ich werde in Zukunft möglichst einen großen Bogen um BoD machen. Interessant ist auch noch, daß BoD offenbar nicht zu den preiswerteren Anbietern gehört, würde das Buch doch ursprünglich bei angenommener Produktion durch BoD mit 17,90 Euro angekündigt, nun jedoch, bei Complett-Druck in Passau hergestellt, wird es vom Verlag für 14,90 Euro verkauft. Für den Käufer hat BoDs fragwürdiges Verhalten also sogar einen Vorteil von 3 Euro gebracht. Dafür gibt es allerdings am Ende des Buches zu Thema und Genre eher unpassende Werbung des Complett-Verlags. Naja, wenn es die Kosten senkt... ;-) Für Buchsammler hat das Ganze noch einen angenehmen Nebeneffekt: Das Buch ist in einer Auflage von 100 Exemplaren gedruckt worden und kann somit als limitierte Ausgabe gelten.
Die Anthologie vereint viele interessante Geschichten, von denen allerdings drei das Thema und eine das Genre verfehlt haben. Bemerkenswert finde ich, daß sich nur eine einzige Geschichte explizit mit Außerirdischen beschäftigt, auch wenn einige weitere offenbar nicht auf der Erde spielen und die vorkommenden Menschen mitunter nicht mehr viel mit uns gemeinsam haben. In sehr vielen Fällen müssen Krankheiten als Auslöser der Inzucht herhalten, mal intelligent gemacht, mal eher plump. Insgesamt bin ich über die Qualität des Ergebnisses sehr positiv überrascht, alle Autoren setzen sich ernsthaft mit dem Thema Inzucht auseinander. Ich hatte befürchtet, daß platte, moralinsaure, klischeetriefende Geschichten darunter wären, aber das ist glücklicherweise nicht der Fall. Vielmehr regen die meisten Geschichten zum Nachdenken über Inzucht und den Grund ihrer Tabuisierung in unserer Gesellschaft an, schließlich gab es etliche menschliche Gesellschaften, in denen Inzucht und Inzest etwas ganz normales waren. Insofern kann ich »Inzucht und die denkbare Gesellschaft« als kurzweilige und doch zum Nachdenken anregende Lektüre empfehlen.
Handwerklich möchte ich zum einen das sehr gute Korrektorat loben, durch das sich die Bücher von p.machinery generell auszeichnen und das mich auch hier wieder gefreut hat. Zum anderen möchte ich die saubere Herstellung durch Complett-Druck loben, insbesondere das stabile Cover (daran sparen leider einige Kleinverlage), das sich im Gegensatz zu denen von BoD nicht aufrollt, sondern schön gerade bleibt.
Insgesamt ein recht hohes Niveau, auch wenn ein paar Erzählungen nicht besonders gut sind. Die meiner Meinung nach erwähnenswerten Geschichten in der Buchreihenfolge:
Fazit: Interessante Geschichten zu einem tabuisierten Thema, die eine abwechslungsreiche und zum Nachdenken anregende Lektüre garantieren. Die Anthologie bietet ein insgesamt hohes Niveau und zeichnet sich durch sehr wenig Rechtschreibfehler aus, was mir bei der Lektüre besonders positiv aufgefallen ist. Empfehlenswert!
Copyright ©2011 Martin Stricker.
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Erstellt am So, den 17.04.2011 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am So, den 08.05.2011 um 18:58.