Ronald M. Hahn [Hrsg.], Michael K. Iwoleit [Hrsg.], Olaf G. Hilscher [Hrsg.]: Nova 9. Norderstedt 2006, Books on Demand, ISBN 3-8334-4501-7, Paperback 14,8 cm x 21,1 cm, 178 Seiten, 12,80 Euro
enthält (*: keine SF):
Rotter erzählt, wie er zur Science Fiction gekommen ist: Durch eine Leihbücherei und Sputnik. Erinnert mich an meine eigene Kindheit (allerdings etliche Jahre nach dem Sputnik)...
Ein Schiff der irdischen Raum-Fremdenlegion stürzt auf einem Planeten ab, der von kleinen Humanoiden, die nur Boxershorts tragen, bewohnt wird. Auf die Frage nach der Religion wollen sie den Raumfahrern ihren Wald zeigen - dabei gibt es auf dem ganzen Wüstenplaneten keinen Wald...
Sehr skurrile Geschichte, die interessanterweise erst nach der Aufdeckung der Pointe so richtig in Fahrt kommt. Seltsame Ecke des Weltraums, in die es die Menschen da verschlagen hat! *grins* Auch diese Geschichte ist wieder durch ein paar Nebenbemerkungen im gleichen Universum angesiedelt wie Eckhardts andere Werke. Von Eckhardt wünsche ich mir mal einen längeren Text, am liebsten einen Roman, in dem die bislang immer nur in Bemerkungen erwähnten Sachen wie der Phersitterkrieg in des Autors skurriler Weise dargestellt werden.
Ein Ich-Erzähler versucht Passanten seine Gründe darzulegen, warum Gott nicht mehr zu den Menschen spricht. Dazu erzählt er von einer seiner Begegnungen mit Gott. Der Erzähler war Mitgied der Task Force Creation, die das NeoNet geschaffen hat, der Cyberspace, in den sich jeder mittels eines Gehirnimplantats einklinken kann - kaum jemand interessiert sich noch für die Realität.
Meiner Meinung nach macht es sich der Autor hier etwas zu leicht, er nimmt einfach den Schöpfer der neuen Realität und erklärt ihn zu Gott. Gut, der hat sich offenbar ein paar nützliche Features programmiert, ist aber bloß ein etwas sonderlich gewordener Einzelgänger, der sich immer mehr von der von ihm geschaffenen Ersatzrealität abkapselt, weil er die sich darin herumtreibenden Menschen nach wie vor nicht versteht.
Auch die Darstellung des Cyberspace macht keinen Sinn. Die virtuelle Realität entsteht nach wie vor im Gehirn der einzelnen ins NeoNet eingeklinkten Menschen. Die im Netz zusammengeschlossenen Leitungen und Computer liefern bloß Daten, die erst im Gehirn zu einer Realität werden. Das Bewußtsein bleibt »zu Hause« im Gehirn, auch wenn der User etwas anderes zu erfahren meint. Wenn also durch Überlastung oder fremde Beeinflussung die virtuelle Realität zusammenbricht, werden nicht etwa Datenleitungen etc. sichtbar (in denen sowieso kein Strom, sondern Licht fließt!), sondern entweder ein vom Gehirn erzeugtes Rauschen oder die tatsächliche Welt, wie sie von den Sinnesorganen wahrgenommen wird, sichtbar.
Die Geschichte ist ordentlich geschrieben, braucht aber ziemlich lange, um in die Gänge zu kommen. Der Inhalt der Geschichte ist banal, außerdem gibt die oben erwähnten Ungereimtheiten in der Konzeption. Im Normalfall würde ich die Geschichte daher einfach als nicht besonders abhaken, aber von Nova bin ich sehr gute Qualität gewohnt, was mich zu der Vermutung führt, daß mir irgendwas entgeht.
Der Fraktionsvize der kosmokratischen Partei erhält die Nachricht, daß seine Tochter einen Außerirdischen heiraten will. Er will das unbedingt verhindern und verläßt daher trotz der hohen Terrorismusgefahr das Regierungsgebäude. Das kann der Produzent der Politik-Soap natürlich nicht zulassen...
Herrlich böse Geschichte über Show und Realität! Leider wird im Vortext zur Geschichte schon viel zu viel verraten, so daß die Pointe nicht mehr richtig zünden kann. Ich frage mich allerdings, wieso die Politiker-Show beibehalten wurde - die derzeitige Erfahrung zeigt doch eher, daß die Bürger an Politik nicht interessiert sind. Zu schade, daß man unsere Politiker-Show nicht einfach wegen zu schlechter Quoten absetzen kann! *fiesgrins*
In drei zeitungskommentarähnlichen Texten werden kurz die Probleme der wenigen verbliebenen Großkonzerne umrissen, die nicht mehr wirklich in Konkurrenz zueinander stehen.
Mit der zunehmenden Globalisierung wird selbige auch immer häufiger Inhalt von Geschichten. Das Thema ist allerdings keineswegs neu - schon vor über 100 Jahren beschäftigte sich Karl Marx damit und ging noch zwei Schritte weiter, als es Bjørn Jagnow hier tut. Der Vergleich der Manager-Elite mit der Aristokratie gelingt dem Autor hier sehr gut, und ich finde ihn auch sehr passend angesichts der Kaderschmieden, die wir heute schon haben - nur wer auf der richtigen Universität war, schafft es bis nach ganz oben. In einem allerdings irrt Jagnow: Die alte griechische Demokratie war mitnichten das exakte Gegenteil der in dieser Geschichte dargestellten Herrschaft des Geldes, sie hatte vielmehr große Ähnlichkeit damit: Nur freie Männer über 21 Jahren hatten im alten Griechenland Stimmrecht. Frauen, Kinder und Sklaven hatten hingegen nichts zu melden - und wer z. B. seine Schulden nicht bezahlen konnte, war ruckzuck Sklave. Insgesamt eine gute Geschichte, die sich eines ungewöhnlichen Stils bedient, um ihre Botschaft kurz und prägnant zu vermitteln.
Für etwa 300 Jahre war der Kontakt zwischen den Kolonien der Erde abgebrochen. Jetzt bemühen sich Kontaktteams, den inzwischen gebildeten Nachfolgegesellschaften eine Rückkehr in die wiedererstandene interstellare Gesellschaft zu ermöglichen. Auf LUX IV findet ein Team eine matriarchalische Gesellschaft mit einem sehr ausgeprägten Fruchtbarkeitskult vor, auch sind die Einwohner genetisch verändert, obwohl das zur Anpassung an Lux IV nicht nötig gewesen wäre. Das Team entdeckt erst nach und nach, wie tiefgreifend die genetischen und soziologischen Veränderungen tatsächlich sind.
Aus einer Erstkontaktsituation der Marke »Wiederentdeckung einer in die Primitivität zurückgefallenen Kolonie« macht Helmuth Mommers schnell eine soziologische Entdeckungstour durch ein »perfektes« Matriarchat. Natürlich ist nichts so perfekt wie es scheint(das gilt auch für das Patriarchat, in dem wir trotz aller Gleichberechtigungsbemühungen immer noch leben), und das gibt dem Autor Gelegenheit zu kritischen Anmerkungen sowohl zu unserer heutigen Gesellschaft als auch zu feministischen Bestrebungen. Ganz nebenbei werden auch noch die Gefahren von Gentechnik und Rauschmittel- bzw. Stimulazienmißbrauch mit eingebunden. Mommers integriert all diese aktuellen Themen sehr geschickt in eine mitreißende Geschichte, deren Spannung durchgängig hoch ist. So müssen Geschichten sein: Gute und spannende Unterhaltung gewürzt mit Denkanstößen zu aktuellen Themen. Mommers zeigt hier die perfekte Balance zwischen spannender Unterhaltung einerseits und zum Nachdenken anregender Aussage andererseits - jeder Versuch, mehr Aussage in die Geschichte zu quetschen oder die Aussage deutlicher hervortreten zu lassen, hätte dem Erzählfluß geschadet. Eine hervorragende Geschichte, die auch bei wiederholtem Lesen noch Spaß macht.
Der ich-Erzähler ist ein Uschepti, eine Maschine, die den Sarg eines Superreichen zur letzten Ruhestätte auf dem Pluto fliegt. Wenn er träumt, hat er menschliche Gestalt und klettert einen engen Schacht hoch.
Eine leider sehr unklare Geschichte - wieso kann eine Maschine träumen? Hierdurch soll möglicherweise eine Vermenschlichung der Machine angedeutet werden.
Hinweis: Dies ist keine Erstveröffentlichung, die Geschichte erschien bereits 2005 unter dem Namen »Uschepti« in Frank W. Haubold [Hrsg.]: »Das schwerste Gewicht (EDFC-Jahresanthologie 2005)«.
Diese Geschichte erschien bereits 2005 unter dem Namen "Uschepti" in Frank W. Haubold [Hrsg.]: »Das schwerste Gewicht (Fantasia 187, EDFC-Jahresanthologie 2005)« im EDFC. Seltsamerweise trägt sie hier aber einen Copyrightvermerk von 2006. Da mir »Das schwerste Gewicht« nicht mehr vorliegt, kann ich leider keinen genauen Vergleich beider Geschichten anstellen.
Eine Besonders Begabte Nase (BBN) wird auf die Suche nach dem Schöpfer geschickt, damit der nochmal eingreift und die Probleme der Erde (insbesondere die bösartigen Atomreaktoren) löst. Am Ende des Universums wird die BBN auch tatsächlich fündig: Ein weißbärtiger alter Mann schippt mit einer Mistgabel Mist von einem Misthaufen ins Nichts. Das Ganze stinkt natürlich zum Himmel, insbesondere für die Nase. Die Kommunikation läuft über Gerüche, der Alte weigert sich zunächst zu helfen, ist dann aber bereit, das Heidi, seine Enkelin, mitzuschicken.
Diese Geschichte ist wirklich oberschräg! Da wird die gesamte christliche Heilslehre ad absurdum geführt und »Heidi« von Johanna Spyri gleich mit. Die Grünen dürfte freuen zu hören, daß mit Bockmist (den selbige ja reichlich verzapfen) sogar Atomkraftwerke zu beseitigen sind. Die Geschichte hat einen äußerst skurrilen Humor, doch wenn man sich darauf einläßt, erlebt man ein echtes Feuerwerk skurrilen und schwarzen Humors. Nicht für religiös verbohrte Menschen geeignet, aber für alle anderen unbedingt lesenswert!
Jackville ist ein Mensch-Pferd und ein Eisreiter auf dem Titan. Bei einem Wettritt entdeckt er einen Hund, der von einem seltsamen Leuchten umgeben ist. Es ist ein reiner Hund, kein Mischwesen wie alle anderen Bewohner des Titan. Jackville entdeckt ein uraltes Raumschiff aus der Zeit des Krieges gegen Katze.
Die Geschichte wird im Stil und mit dem Feeling einer Legende erzählt. Dabei wird vieles nur angerissen und bleibt größtenteils im Dunklen. Nicht mein Geschmack.
Diese Geschichte habe ich schon einmal gelesen, aber leider weiß ich nicht mehr wo.
Die erste bemannte Marsmission, in aller Heimlichkeit von Deutschland, Frankreich, Spanien und Rußland vorbereitet, bereitet sich auf die Abkopplung der Landefähre vor. Da taucht ein Flugobjekt auf, das mit US-Amerikanern bemannt ist und behauptet, aus der Zukunft zu stammen und die Landung verhindern zu müssen, da sonst in letzter Konsequenz 10 Millionen Menschen auf dem Mars sterben werden.
Eine beklemmende Geschichte über Verantwortung und Pflicht. Dabei gelingt es dem Autor, das zentrale Dilemma der Besatzung in wenigen Zeilen Dialog prägnant herauszuarbeiten, ohne in irgend einer Weise moralisierend zu wirken oder den Spannungsbogen zu gefährden. Kurz, spannend, auf den Punkt gebracht und mit einem konsequenten Ende, genau wie ich mir eine echte Kurzgeschichte wünsche.
Ich-Erzähler Franz Arnold erinnert sich an etwas, as 40 Jahre zurückliegt: Er ist eigentlich Autor, schlägt sich aber als Vertreter für Buchhaltungssysteme durch. Einer seiner Kollegen ist der Ungar Ferenc, der gern ins Burgenland fährt um dort Geschäfte zu machen: Eine Art Gabel mir einer runden Metallscheibe darin, auf der beidseitig hieroglyphenartige Zeichen gestanzt sind - rotiert die Scheibe schnell, erscheinen die Worte »Leck mich am Arsch«. Die Burgenländer kaufen ihm die Dinger allerdings nicht ab, also verschenkt er sie. Doch die hieroglyphenartigen Zeichen haben laut Ferenc tatsächlich eine Bedeutung...
Schön schräge Geschichte mit typisch vlcekschem Charme. Die Handlung wird zum größten Teil aus der Rückblende erzählt, stets mit einem Augenzwinkern und einem gewissen Sarkasmus gegenüber der »guten alten Zeit«. Gute und humorvolle Unterhaltung.
Polizist Keller und seine Kollegin Fenske untersuchen eine Mordserie. Einzige Gemeinsamkeiten scheinen die Art des Mordes (aus 2 Metern Entfernung gegen eine Wand geschleudert) und die Anwesenheit eines Graffito zu sein. Die Musteranalyse-Software der Polizei kann in allen Graffiti ein gleiches Grundmuster erkennen, das von den Streitkräften als Trigger, der durch eine neuroaktive Droge ausgelöst werden kann, bestätigt wird, Täter ist also vermutlich ein Veteran. Keller macht sich auf die Suche nach Professor Stebbe, dem Autor des Mustererkennungsprogramms, der einige unkonventionellen Thesen hat und die Evolution von Graffiti zu beobachten meint.
Eine sehr gut und intensiv erzählte Geschichte, die aus einem Krimi-Motiv raffiniert in die Science Fiction vordringt. Mit einigen geschickt eingearbeitetenen Andeutungen verleiht er der Hauptperson Keller zusätzliche Tiefe. Geschichten über Selbstorganisation und die Entwicklung künstlicher Intelligenz gibt es einige, die vorliegende von Niklas Peinecke gehört zu den gut und konsequent erzählten, die auch bei nochmaligem Lesen nicht langweilig ist. Allerdings kann sich der Autor nicht entscheiden, wieviel Morde denn nun geschehen sind, vier oder fünf. Auch kann es von Graffiti keinen Plural Graffities geben, denn Graffiti selbst ist schon die Mehrzahl von Graffito. Von diesen Kleinigkeiten abgesehen, die eigentlich beim Lektorat hätten beseitigt werden sollen, ist »Sie spricht zu mir« eine sehr gute Geschichte.
Roy arbeitet als Kellner in einem Flughafenrestaurant, weil menschliche Kellner »mehr Wärme« in den Verkaufsvorgang bringen, die Küche funktioniert nämlich automatisch. Zur Verstärkung seines Lächelns schluckt er Emo-Booster. Als er gerade eine besonders schöne Frau bedient, kommt eine Gruppe herein, rempelt ihn an, drängt ihn in eines der Werbehologramme, und plötzlich sind alle verschwunden. Die Frau meldet sich erneut bei Roy, um eine kleine Ampulle zu bekommen, doch auch andere sind hinter dem Stoff her. Roy hält es für eine Designerdroge und beschließt, die Ampulle zu schlucken, um die Beweise zu vernichten. Doch er spürt überhaupt keine Wirkung, allerdings hat er jetzt keine Lust mehr auf Emo-Booster und Einkaufen...
Gut geschriebene Geschichte, auch wenn sie ein bischen zu vorhersehbar ist. Der Kapitalismus und Konsumterror wird auf die Spitze getrieben, und die wenigen, die Widerstand leisten, haben gegen die Übermacht der Konzerne und der von ihnen kontrollierten Staatsmacht keine Chance. Doch die Schlußpointe verspricht Hoffnung. Die gute Übersetzung ist von Tommi Brem, leider fehlt die Angabe von Originaltitel und Originalsprache - der Autor ist flämischer Belgier, schreibt aber auch auf Englisch und Französisch.
Durch die Entdeckung von immer mehr Planeten, die um andere Sterne kreisen, und von hauptsächlich mikrobiologischem Leben an den unwirtlichsten Stellen unseres Planeten akzeptieren immer mehr Wissenschaftler die These, daß es außerhalb der Erde und außerhalb unseres Sonnensystems Leben gibt. Die meisten Vertreter der Exo- oder Astrobiologie veröffentlichen nur über mögliches mikrobiologisches Leben. Nur wenige Wissenschaftler wagen Aussagen über intelligentes Leben, und das meist nur in Form von fiktionaler Literatur (Science Fiction). Doch einige versuchen, sich offen und mit wissenschaftlichen Mitteln mit dem Thema außerirdischer Intelligenz zu beschäftigen. Volker Wittmann stellt die wichtigsten Strömungen vor: Die Mittelmaß-Hypothese geht davon aus, daß die Erde die in etwa durchschnittliche Entwicklungsstufe zeigt, die Einsame-Erde-Hypothese wird kaum noch vertreten. Dies führt aber zum Fermischen Widerspruch - wenn andere Intelligenzen in etwa auf unserem technologischen Niveau sind, wieso haben wir dann noch keine wissenschaftlich belegbare Anhaltspunkte für ihre Existenz gefunden? Die beiden Antwortthesen besagen entweder, aß die Menschheit die Krone der Schöpfung ist (jedenfalls in der näheren Umgebung), oder daß wir unseren Nachbarn soweit unterlegen sind, daß wir sie vielleicht nicht interessieren oder in einer Art Zoo oder Naturschutzgebiet leben oder von ihnen als eine Art Haustiere verwendet werden, z. B. um die Erde zu "terraformen" oder ein Funkfeuer zu legen.
Volker Wittmann stellt die wichtigen Hypothesen der Exobiologen bezüglich intelligenter Außerirdischer übersichtlich vor und konzentriert sich dann auf die Zoo- und Haustierüberlegungen, denen er die höchste Wahrscheinlichkeit einräumt. Der Text ist übersichtlich gegliedert, und die Argumente umd Überlegungen werden in einer klaren, gut strukturierten Sprache vermittelt.
Die für den Durchschnittbürger bekannteste Anwendung der Theorien von Albert Einstein ist die Kernspaltung, und die Literatur hat hier insbesondere die Gefahren der Atombombe aufgegriffen. Doch das ist nur die Beschäftigung mit den Auswirkungen der Physik. Mit der Physik selbst statt nur mit ihren Auswirkungen befaßt sich nur das Genre Science Fiction. Hier beobachtet Franz Rottensteiner aber, daß die modernsten Ideen oft mit äußerst antiquierten Erzählformen kombiniert sind, wirklich innovative Literatur findet sich hier kaum. Auch in der Science Fiction dienen Einsteins Theorien oft nur dazu, den Boden für die Geschichte (meist ein Abenteuer) zu bereiten. Rottensteiner betrachtet die Verwendung der einzelnen Theorien Einsteins getrennt, doch letztlich gibt es kaum eine echte Auseinandersetzung mit der Physik, die fast immer nur Mittel zum Zweck ist.
Der Artikel erschien bereits in Kürbiskern 1/1980, hat aber auch heute noch unvermindert Gültigkeit. Bei einer Überarbeitung ließen sich zwar etliche neue Beispiele einfügen, mir fällt aber nur eine Neuerung ein: Ein Universum mit einer immens hohen Gravitationskonstante in »Das Floß (Raft, 1991)« von Stephen Baxter. Hier wird erstmals ein Parallel- oder Hyper-Universum zu etwas anderem verwandt als zur Ermöglichung überlichtschneller Reisen oder zur Erzeugung alternativer Geschichtslinien. Der Aufsatz beleuchtet die Nicht-Beschäftigung mit der Physik tiefgründig und kritisiert die Altertümlichkeit und Unflexibilität der Science Fiction Literatur, die moderne Wissenschaft mit veralteten Erzählformen und überkommenen Klischees kombiniert. In den seit dem ersten Erscheinen vergangegen 27 Jahren hat sich die Qualität der Science Fiction zwar gebessert, die grundsätzliche Kritik Rottensteiners trifft aber heute leider immer noch zu.
Fazit: Das Nova-Team hat wieder eine Sammlung lesenswerter Geschichten und Sachartikel zusammengestellt. Damit erweist sich Nova wieder einmal als eine der besten deutschsprachigen Veröffentlichungen von Science Fiction Kurzgeschichten. Empfehlenswert!
Die meiner Meinung nach besten Geschichten (beste zuerst):
Copyright ©2007 Martin Stricker.
Liste meiner Rezensionen
Listen mit deutscher Science Fiction
Erstellt am Sa, den 24.02.2007 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am So, den 31.08.2008 um 20:40.