Neliah Fuchs [Hrsg.]: Staubgeist Null [Fanthas Band 2]. Gardeweg Verlag / Lulu 2008, ISBN ---, Paperback 15,5 cm x 23,4 cm, 239 Seiten, ??,?? Euro
enthält (*: keine SF):
Neliah Fuchs erklärt, daß sie den Gardeweg-Verlag und die Fanthas-Reihe auch nach den Tod ihres Mannes Jan »Noah« Fuchs weiterführen wird. Des weiteren erklärt sie, was unter »romantischer Science Fiction« zu verstehen ist: SF des Alltags, will heißen, es geht um alltägliche Dinge des Lebens. In Fanthas sollen nur positve Betrachtungen zum Zuge kommen. Damit geht die romantische Science Fiction in der Fanthas-Reihe weit über Romanzen und Liebesgeschichten hinaus.
Herbert ist ein erfolgloser Schriftsteller, der nun als Müllmann in Berlin lebt, ständig säuft und sich in seinen poetischen Momenten als »Staubgeist Null« bezeichnet. Am Tag, an dem er wegen seines Alkoholmißbrauchs entlassen wird, trifft er auf die heroinsüchtige Grudrun, die sich Hals über Kopf ineinander verlieben. Doch da ist auch noch die seltsam alt-junge Frau, die ihm jeden Donnerstag fürs Runtertragen ihres Mülls einen Flachmann gibt. »Donnerstagsflachmann« hat eigene Pläne mit dem Staubgeist...
Eine komplexe Geschichte in mehreren Zeitebenen und aus zwei Perspektiven erzählt. Eine ungewöhnliche Mischung aus Poesie und berlinerischem Dialekt. Meiner Meinung nach würde eine klarere Abgrenzung der einzelnen Zeitebenen, z. B. durch Absätze, die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Geschichte erhöhen. In der Geschichte geht insbesondere aus des Staubgeistes Perspektive einiges durcheinander, was das Lesen der Geschichte erschwert, aber einen guten Eindruck vom Geisteszustand des Alkoholikers bietet. Insgesamt eine interessante Lektüre, aber nicht mein Geschmack.
Jason hat oft Kopfschmerzen, sieht oft ein grünliches Flimmern und hat manchmal Halluzinationen. Er ist in psychiatrischer Behandlung, nimmt die verschriebenen Medikamente aber ungern, da sie seine Sinne betäuben. Es ist Weihnachten, und er macht einen Spaziergang zum Wald. Ein sprechender Hirsch führt ihn zu einer Elfenprinzessin, die sich in unsere Welt verlaufen hat.
Eine nette Geschichte um einen Außenseiter, der sich schließlich als Halbelf erweist. Diese Tatsache wird allerdings nicht näher beleuchtet - irgendwie muß es ja zu dieser Mischung gekommen sein... Nett, harmlos, geradlinig und vorhersehbar.
Jason R. Collin sucht mit seiner ziemlich anhänglichen Roboterin Roberta für FESU im Cyrian-Asteroidengürtel des Verno-Systems bislang vergeblich nach weiteren außerirdischen Artefakten. Als er schließlich fündig wird, muß er erkennen, daß das erste Artefakt nur ein Köder war.
Eine geradlinig erzählte Geschichte, die durch etwas Humor aufgelockert wird und am Ende eher in Richtung Fantasy geht.
Clauss-Hausen beobachtet bei einem Spaziergang, wie ein Raumschiff ganz in seiner Nähe landet. Eine außerirdische Büschin kommt heraus und hält zunächst die Büsche am Wegesrand für Menschen. Schließlich kommt doch noch eine Kommunikation zustande.
Der Großteil der Geschichte wird durch die zu allen möglichen Themen abschweifenden Gedanken Clauss-Hausens in Anspruch genommen, die mit der gerade stattfindenden Erstkontaktsituation wenig zu tun haben. Möglicherweise versucht der Autor damit, der gleichgültig gewordenen Menschheit einen Spiegel vorzuhalten.
Karen lebt am Rand der Stadtkuppel und schlägt sich als Schriftstellerin durch, statt Roboter für sich arbeiten zu lassen. Zufällig trifft sie ihren Geliebten aus der Studentenzeit wieder. Damals war die Stadt noch nicht überkuppelt und ein Ausflug in die Natur nicht lebensgefährlich. Sie kommen ins Gespräch, und Karen beschließt, ihn in ihr Geheimnis einzuweihen.
Andrea Tillmanns legt erneut eine Geschichte vor, in der ein heutiger Trend bis zum logischen Ende vorweggenommen wird und sich dann zeigt, daß die Machthaber immer noch das größte Problem darstellen. Diese Geschichte um Umweltverschmutzung erreicht allerdings nicht die Intensität von "Happy Birthday", in der es um das Gesundheitssystem ging. Diese Geschichte besteht fast ausschließlich aus Dialog, aber leider fehlen die Anführungszeichen, was meinen Lesefluß erheblich gestört hat.
Edski hat einen Lehrgang in Gaiakommunikation absolviert und gerade zusammen mit der Gaia Sandy eines Sandplaneten sämtliche Sandkörner des Planeten katalogisiert und rückverfolgbar gemacht, so daß Sandys Planet der erste Wüstenplanet mit einem Zertifikat in Qualitätsmanagement ist - ein Meilenstein der intergalaktischen Bürokratie! Sein nächster Auftrag führt ihn auf den Planeten Oliv, wo es einen Fall von Lebensmittelvergiftung gegeben hat, den Edski nun mit seiner alten Bekannten Eva Flinder, einem Schmetterling, untersuchen soll. Auch sein Chef, Zwergolivenfant Zodiak Olif Fant (despektierlich »Zoff« genannt), schaltet sich ein. Olivia, die ortsansässige Gaia, jammert aber nur von wegen Umweltzerstörung und zeigt sich ansonsten unkooperativ.
Erstmals veröffentlicht Ernst-Eberhard Manski seine skurril-humorvollen Geschichten nicht unter dem Pseudonym Edgar Güttge. Auch die vorliegende Geschichte ist wieder schön schräg und strotzt vor witzigen Einfällen, die die überbordende Burokratie oder den Mangel daran treffsicher aufs Korn nehmen. Auch bei mehrmaligem Lesen immer wieder ein Genuß!
Vor einem Jahr verschwand ein Paar in einem Indianerreservat, praktisch vor den Augen der sie überwachenden Agenten. Frank Lassiter will es genau wissen und geht des Sache auf den Grund. Aus alten Überlieferungen der amerikaischen Ureinwohner scheint hervorzuugehen, daß sie eine Art Jungbrunnen gekannt haben.
Die Protagonisten scheinen sich von früher zu kennen, was aber nicht weiter erklärt wird. Möglicherwise ist das für regelmäßige Leser von Timothy McNeal verständlich. Zusammen mit der etwas bruchstückhaften Erzählweise ergibt das eine mir nicht besonders zusagende Mischung. Hinzu kommt der sehr sachliche und trockene Erzählstil, der mir die Protagonisten nicht hat näherbringen können. Die Auflösung zählt für mich eher in den Bereich Fantasy.
Timothy McNeal hat aus dieser Kurzgeschichte einen Roman entwickelt, der Anfang 2009 in vier Romanhefte der Reihe »Stardust« geteilt im VSS-Verlag erscheinen wird. Arbeitstitel ist »Sphaeronauten«, der endgültige Titel kann aber anders lauten.
Der Krieg zwischen Menschen und den ihnen ziemlich ähnlichen Uglaikanern ist gerade Beendet, doch Lauren trauert noch um ihren Gefährten Anthony, einem der letzten Opfer des Krieges, und verspürt hauptsächlich Haß auf die Feinde. Da erhält sie Besuch von Anthonys Bruder Tyler, der seinem Bruder sehr ähnlich sieht und ihr ein bislang nicht mit Hilfsgütern versorgtes Lager zeigen will.
Eine schöne, stimmungsvolle Liebesgeschichte, bei der es gleichzeitig auch um die Versöhnung mit Feinden und die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen geht. Das Ende gehört meiner Meinung aber eher zum Genre Fantasy odr Horror.
Greg Preyslev und Eva Marez verrichten gemeinsam Dienst an Bord eines kleinen Patrouillenschiffs in der Nähe der Venus. Sie waren mal ein Liebespaar und arbeiten gut zusammen. Da erscheint plötzlich in ihrer unmittelbvaren Nähe ein erdähnlicher Planet wie aus dem Nichts. Von Commander Kernitz erhalten sie den Befehl, auf dem Planeten zu landen und sich umzusehen.
Keine allzu originelle Idee, zumal das rätselhafte Auftauchen des Planeten nicht weiter beleuchtet wird, aber nett umgesetzt.
Hinweis: Diese Rezension entstand anhand eines Vorabexemplars des Buches, das Verlegerin und Herausgeberin Neliah Fuchs mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Es sind noch Änderungen im Layout geplant, so daß das Buch bei Erscheinen möglicherweise nicht alle in dieser Rezension bemängelten Eigenschaften aufweist. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Rezension war das Buch noch nicht erschienen.
Gut gefallen hat mir: Ernst-Eberhard Manski: Gaiakommunikation Nicht mein Geschmack, aber schriftstellerisch gut: Jan Fuchs: Staubgeist Null
Fazit: Die Anthologie enthält nette, positiv gestimmte Geschichten. Die Qualität ist durchwegs so, daß mir das Lesen leichtgefallen ist. Gestört hat mich allerdings, daß sich viele Geschichten nicht wirklich der Science Fiction zuordnen lassen.
Copyright ©2008 Martin Stricker.
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Erstellt am So, den 10.08.2008 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am So, den 31.08.2008 um 01:34.