Alan Dean Foster: A Call to Arms [The Damned Band 1]

Alan Dean Foster: A Call to Arms [The Damned Band 1]. April 1991, Hardcover

Alan Dean Foster: A Call to Arms [The Damned Band 1]. New York April 1992, Ballantine / Del Rey (Random House), ISBN 0-345-37574-2, Taschenbuch 10,5 cm x 17,3 cm, 343 Seiten, 5,99 US-$

Einer-der-Entscheidet ist der Kommandant der Amplitur, deren Ziel es ist, alle intelligenten Lebensformen der Galaxis in einer Zivilisation, der Bestimmung, zusammenzuführen. Dabei hilft ihnen, daß sie Gedankenprojizierer sind (keine Gedankenleser), die über diese Fähigkeit andere Lebewesen gegen deren Willen beeinflussen können. Ihre Erfahrung ist, daß intelligente Spezies sich entweder während ihrer technischen Entwicklung selbst zerstören oder aber danach langsam degenerieren und zugrundegegen. Die Bestimmung der Amplitur wirkt dem entgegen, da nun alle in der Bestimmung vereinten Völker ein gemeinsames Ziel haben. Einer-der-Entscheidet überwacht gerade die Eroberung von Sspari, als diese unerwartet Hilfe von anderen Intelligenzen erhalten. Das Gewebe ist die erste Multispezies-Zivilisation, der die Aplitur je begegnet sind, aber die Hoffnung von Einer-der-Entscheidet auf eine schnelle Integration des Gewebes erfüllt sich nicht. Etwa tausend Jahre später tobt der Krieg zwischen Gewebe und Bestimmung weiterhin. Da beide Seiten die Bevölkerung der umkämpften Planeten lebend wollen, finden die meisten Kämpfe in weniger bevölkerten Regionen auf der Planetenoberfläche statt. Sowohl Amplitur als auch Gewebe können nur auf sehr wenige Spezies zurückgreifen, die den Streß einer Schlacht überhaupt durchstehen können, wobei die Amplitur genetisch nachhelfen. Caldaq ist ein Massood, der schon in jungen Jahren zum Schiffskommandanten des Gewebes aufsteigt, da er anders als die meisten seiner Artgenossen weniger impulsiv handelt und mehr nachdenkt. Aus diesem Grund wird er mit der Aufgabe betraut, eine Forschungsexpedition in von beiden Seiten unerforschtes Gebiet zu leiten, in der Hoffnung, dort auf weitere Verbündete und vielleicht sogar eine weitere zum Kampf fähige Spezies zu stoßen. Zunächst gefällt Caldaq diese Aufgabe nicht, da er seine Aufgabe eher im Kampf sieht, doch er willigt ein. Nach einiger Zeit wird tatsächlich ein bewohnter Planet gefunden, auch wenn die Bewohner auf niedrigem technischen Niveau stehen und daher kaum an den Kriegsanstrengungen mitarbeiten können. Als die Expedition bereits kurz vor dem Ende steht, wird noch ein weiterer bewohnter Planet entdeckt, der die Gewebe-Wissenschaftler vor viele Rätsel stellt, unterscheiden sich doch sowohl Geologie als auch das Verhalten der Bewohner enorm von allen bislang bekannten Planeten, die von intelligenten Lebewesen bewohnt werden. Einerseits betonen die Einwohner ihren Friedenswillen, andererseits bekriegen sie sich ständig untereinander, und in ihren Unterhaltungsprogrammen spielt Gewalt eine große Rolle. Caldaq beschließt schließlich, an einem Korallenriff vor der Küste Belizes zu versuchen, unbemerkt einen der Bewohner dieses verwirrenden Planeten zu untersuchen. Will Dulac, Komponist aus New Orleans, hat sich mit seinem kleinen Katamaran an die Küste von Belize zurückgezogen, um dort in Ruhe seine erste symphonische Tondichtung zu vollenden, als er sich plötzlich einigen höchst seltsamen Gestalten gegenübersieht. Nach einem ersten, durch Panik verursachten Fluchtversuch erklärt Dulac sich bereit, den Außerirdischen für Untersuchungen zur Verfügung zu stehen. Zur großen Verwirrung der Besucher besteht er trotz eindeutig gegenteiliger Beweise in den Nachrichten darauf, die Menschheit sei eine friedliebende Spezies und wolle nicht in den Krieg hineingezogen werden. Da den Außerirdischen das seltsam vorkommt, willigt Dulac schließlich ein, in Belize ein paar weitere Freiwillige für Untersuchungen zu suchen, wobei er bei der Suche darauf achtet, friedliebende Menschen zu finden. Doch als diese nach etwa einem Jahr im Gewebe-Gebiet zurückkehren, muß er feststellen, daß sie sich alle in irgendeiner Weise an den Kampfhandlungen auf einem Planeten beteiligt haben.

Die Geschichte beginnt zunächst mit einer ausführlichen Vorstellung der Kontrahenten, jeweils aus ihrer eigenen Sichtweise. Auf diese Weise kommen sowohl Amplitur als auch Gewebe zu Wort. Dabei stellt sich schnell heraus, daß nur die wenigsten intelligenten Spezies der psychischen Belastung eines Kampfes überhaupt gewachsen sind, die meisten derartigen Spezies löschen sich bereits vor Erreichen einer weltraumfahrenden Zivilisation selbst aus.

Außerdem sind alle bewohnten Planeten tektonisch nahezu inaktiv, es gibt jeweils nur eine große Landmasse in einem Meer (eventuell ein paar küstennahe Inseln), und die meisten Intelligenzen verwenden jeweils nur eine einzige Sprache. Die tektonische Aktivität mit mehreren Landmassen wird von den Gewebe-Wissenschaftlern auf den sehr großen Erdmond zurückgeführt, und die Kontinentalspaltung gilt als Ursache für die vielen Sprachen. Dies mag plausibel sein oder nicht (der Mars hat keinen großen Mond und wenig tektonische Aktivität, was Olympus Mons zu einem über 20 km hohen Vulkan gemacht hat statt zu einer Kette niedrigerer Vulkane, die geringere tektonische Aktivität kann aber auch an der deutlich geringeren Größe des Mars und dessen dadurch bedingte schnellere Abkühlung liegen), Foster geht es hier in erster Linie darum, einen deutlichen Gegensatz zu Erde und Menschheit zu schaffen, der in sich einigermaßen plausibel ist, nicht um eine präzise wissenschaftliche Extrapolation anderer Intelligenzen hervorbringender Planeten - zumal wir bislang nur die 4 inneren Planeten unseres eigenen Sonnensystems zu Vergleichszwecken heranziehen können.

Die Protagonisten werden gut gezeichnet, die Hauptcharaktere einschließlich zweier Amplitur werden sogar ziemlich ausführlich charakterisiert. Nur Will Dulac bleibt ein wenig unscharf, was möglicherweise daran liegt, daß sich in ihm die innere Zerrissenheit der Menschheit zwischen Friedfertigkeit und Kriegertum wiederspiegelt, bis zum logischen Ende. Das Buch lebt von diesen lebendigen, nicht nur aus Klischees bestehenden Persönlichkeiten, erst diese machen das eigentlich ziemlich langsam geschriebene Buch lesens- und liebenswert. Dadurch gelingt es Foster, seine Geschichte in aller Ruhe und der nötigen Breite zu erzählen, ohne den Leser zu langweilen.

Sprache und Stil sind, wie bei anderen Werken von Alan Dean Foster auch, gutes Mittelmaß ohne herausragende Qualitäten. Wiewohl die Sprache einfach gehalten ist, verwendet sie sehr wohl auch unübliche Vokabeln, wohingegen der Stil effizient, aber schlicht ist - er unterstützt die zu erzählende Geschichte und wird ihr untergeordnet. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, zu einem leicht lesbaren Produkt zu führen, wird, Leser, die auf Sprache und Stil Wert legen, jedoch nicht begeistern.

Die Handlung bietet auf den ersten Blick wenig neues, der Klappentext läßt eine der unleidlichen »Menschheit tritt den bösen Alien-Invasoren kräftig in den Allerwertesten«-Geschichten erwarten. Doch Foster erzählt in diesem Roman deutlich tiefgründiger als in vielen seiner anderen Bücher. Im Zentrum steht die Ambivalenz der Menschheit - einerseits halten wir uns für eine zivilisierte und friedliebende Spezies, andererseits ist unser Dasein von Gewalt in vielerlei Formen durchdrungen, von Wortgefechten und Rangeleien bis hin zu Weltkriegen gegen unsere eigenen Mitmenschen. Der Autor konzentriert sich auf diesen Dualismus und stellt uns zunächst Aliens im Wortsinne gegenüber - Fremde, die ganz anders sind als wir, nicht kriegerisch und ohne innere Zerrissenheit. Zu diesem Zweck werden die Welten der Außerirdischen bewußt gegensätzlich zur Erde gestaltet. Nachdem diese Gegenüberstellung beendet ist, geht Foster um Nächsten Schritt daran, Menschen gegen Nichtmenschen kämpfen zu lassen, nimmt dadurch das ethische Problem, Mitglieder der eigene Spezies zu töten, aus der Gleichung und entwickelt die Situation logisch weiter. Damit enttarnt er schlußendich den inneren Zwiespalt der Menschen als Sicherung gegen die Selbstauslöschung - davon befreit werden die Menschen zu äußerst effektiven Kämpfern, die aber auf lange Sicht auch ihre Verbündeten gefährden werden. Der Charakter des Will Dulac dient dabei als Kristallisationskern, in dessen Entwicklung der Leser sich selbst wiederfinden kann.

Fazit: Ein für Alan Dean Foster ungewöhnlich tiefgründiger Roman, der sich intensiv mit der Frage der Gewalt im menschlichen Wesen auseinandersetzt. Er bemüht sich dabei, den Menschen korrekt darzustellen, ohne eine Wertung abzugeben. Science Fiction ist meiner Meinung nach immer dann besonders gut, wenn sie über die gegenwärtige Situation oder das menschliche Verhalten reflektiert wie in diesem Fall. Schade, daß dieses Buch nie auf Deutsch erschienen ist! Sehr empfehlenswert!


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Erstellt am Mo, den 27.07.2009 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am Di, den 28.07.2009 um 21:47.