Andreas Brandhorst: Der Zeitkrieg [Kantaki Band 3]

Andreas Brandhorst: Der Zeitkrieg [Kantaki Band 3]. Heyne 2005, ISBN 3-453-52102-1, Paperback 11,9 cm x 18,7 cm, 890 Seiten, 9,95 Euro

Andreas Brandhorst: Der Zeitkrieg [Kantaki Band 3]

Der zweite Zeitkrieg ist verloren, die Temporalen manipulieren den zum Meer manipulierten Zeitstrom und gehen hart gegen den Widerstand vor, der zum größten Teil aus sogenannten Kognitoren (Personen, denen Zeitmanipulationen auffallen, z. B. Kantaki-Piloten) besteht. Es gelingt Valdorian, aus dem Omnivor-Keim in eine der alternativen Zeitlinien zu flüchten. Dort bemüht er sich, über die dortige Version von Lidia DiKastro Kontakt mit den Kantaki aufzunehmen. Doch Olkin ist ihm auf den Fersen.

Das Buch ist ordentlich geshrieben, vermag durch das teils doch verwirrende Springen zwischen den alternativen Zeitlinien nicht recht zu fesseln. Hinzukommt, daß sich Brandhorst ausschließlich auf Valdorian und Diamant konzentriert, alle anderen Personen werden kaum charakterisiert - offenbar Wegwerfcharaktere. Dabei böte insbesondere der Cordoban, mit dem sich Valdorian am Anfang herumschlagen muß, einige Ansatzpunkte für interessante Vergleiche - obwohl die sowieso schwierig würden, denn auch im ersten Band hat sich Brandhorst ganz auf Valdorian und Diamant konzentriert.


*** Spoilerwarnung: Ab hier verrät die Besprechung sehr viel über die Handlung! ***

Das Hin- und Hergespringe zwischen alternativen Zeitlinien verwirrt zunächst und wirkt, als wolle Brandhorst eine bereits zu Ende erzählte Geschichte unbedingt in die Länge ziehen, indem Valdorian eine neue Chance erhält. Nach und nach entfaltet sich aber eine interessante und verwickelte Handlung. Der Autor nutzt die verschiedenen Zeitstränge geschickt, um die Geschichte weiterzuentwickeln. Die damit einhergehenden Zeitparadoxa (die "eherne Kausalität" der Feyn) ignoriert er allerdings ohne Erklärung. überhaupt werden in diesem Band kaum Fragen beantwortet, aber sehr viele neue aufgeworfen - ein klares Indiz für eine geplante weitere Fortsetzung. Das leider etwas platte Happy End versucht darüber hinwegzutäuschen, aber die Temporalen sitzen immer noch im Null, und der Omnivorkeim auf Kerberos wird bald erwachen. Denn da der originäre Manipulationspunkt ungeschehen gemacht wurde, ist nichts von dem, was in den ersten 3 Bänden beschrieben wurde, jemals geschehen. Fragt sich allerdings, wie das dann Einfluß auf Valdorian hat nehmen können - soviel zur "ehernen Kausalität"... Überhaupt nimmt es der Autor mit der Logik nicht allzu genau. Auch ist überhaupt nicht verständlich, wieso ein Prävalenter so darauf versessen ist, dieses Universum zu einem schnellen Kollaps zu bringen - zumal ein anderer offenbar am Gegenteil interessiert ist.

*** Ende der Spoilerwarnung ***


Fazit: Gegenüber »Der Metamorph« fällt »Der Zeitkrieg« wieder auf das Niveau von »Diamant« zurück. Das ist bedauerlich, hat doch Brandhorst gezeigt, daß er gut schreiben kann, und es läßt nichts gutes für den nächsten Band erwarten. Der Roman ist nicht schlecht, aber nur Mittelmaß.


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Erstellt am So, den 11.12.2005 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am Sa, den 25.03.2006 um 16:23.